Französisch Buchholz

„Wallfahrt nach Französisch Buchholz“

Man muss nicht mehr auf einem Esel in den Pankower Ortsteil reiten, so wie der Grafiker und Kupferstecher Daniel Chodowiecki (1726-1801) seine Familie dargestellt hat. Mit der Tram 50 ab dem S-Bahnhof Pankow ist man in kurzer Zeit weitaus bequemer vor Ort. Vom Ausstieg bis auf den Kirchvorplatz sind es nur wenige Schritte, auf dem eine Gedenkplatte und ein Gedenkstein über die Vergangenheit des Ortes informieren. Chodowiecki war hugenottischer Herkunft. Seinen Vorfahren, wie vielen ihrer Zeitgenossen, erlaubte das 1685 von Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620-1688) erlassene „Edikt von Potsdam“ die Einreise und Ansiedelung in Berlin und in diesem einstigen Angerdorf.
Bei einem Spaziergang durch den Ortsteil trifft man auf Straßennamen vieler französischer Einwanderer. Der „Hugenottenplatz“, Ende der 1980er Jahre entstanden und von Neubauten dieser Zeit umgeben, wirkt auf den ersten Blick nicht sehr einladend. Doch auf den modernen Hinterhöfen tut sich ungeahntes Grün auf. Man könnte meinen, hier hätten noch die Gärtner aus dem früheren Frankreich mitgewirkt. Bei einem jährlichen Fest – zumeist im Juni – wird auch ihre Geschichte dargestellt und man erfährt viel darüber, mit welchen Obst- und Gemüsesorten sie die preußische Küche bereichert haben.
In der bereits im Jahr 1250 aus Feldsteinen errichteten Kirche, sie war gleichermaßen Gotteshaus der Refugiés, sind zahlreiche Dokumente über ihre Geschichte aufbewahrt, ebenso in der Ortschronik, die im Haus der Frewilligen Feuerwehr nahe dem Kirchplatz ihren Sitz hat. Die hugenottische Vergangenheit symbolisiert auch die im Jahr 1995 in der Hauptstraße aufgestellte Skulptur „Nike“ des Bildhauers Michael Klein. Schweren Schaden erlebte die Erinnerungskultur, als vor wenigen Jahren durch einen unbedachten Eingriff auf dem ortsnahen Friedhof Erbbegräbnisse von Einwandererfamilien zerstört wurden. Wie schon 1999, als der Ort nach dem Willen seiner Bürger den historischen Namen „Französisch Buchholz“ zurück erhielt, kämpft die Bürgerschaft nunmehr um die Wiederherstellung der Grabmale.

von Ebert, Iris IE
Redakteur

Wegbeschreibung
Tram 50; Bus124,154