Heute am „Tag des offenen Denkmals“ habe ich endlich die Gelegenheit nutzen können, eine Einrichtung in meiner Nachbarschaft näher in Augenschein zu nehmen, die ich seit meinem Zuzug nach Köpenick täglich bewundern konnte. Den „Betriebshof Köpenick“ in der Wendenschloßstraße 138, Heimathafen der 60er Tramlinien.
Die zwischen 1903 und 1906 entstandene Anlage wurde nach Plänen des Architekten Hugo Kinzer erbaut. Der Betriebshof besteht aus einer größeren Wagenhalle, mehreren Werkstätten entlang zur Charlottenstraße, dem Verwaltungsgebäude sowie einem geräumigen Vorplatz der zum Abstellen der auf ihren Einsatz wartenden Straßenbahnen dient.
Das im Jugendstil gehaltene Ensemble fasziniert mich mit seinen verspielten Details und Verzierungen wie dem Köpenicker Stadtwappen über der Montagehalle.
Endlich hatte ich die Möglichkeit, dass Innenleben des Betriebshofes zu sehen und zu fotografieren.Trotz des leichten Nieselregen`s war ich bei weitem nicht der Einzige, der die Gelegenheit beim Schopf für einen Ausflug in die Verkehrsgeschichte von Cöpenick und Berlin wahrnahm. Ganze Familien mit Kind und Kegel hatten sich auf den Weg gemacht, um die ja sonst nicht zugänglichen Hallen zu besuchen.
Es wurde dem Besucher auch einiges an Attraktionen geboten. Auf dem Vorplatz und in der Wagenhalle hatte die BVG den Raum genutzt um einen Großteil ihrer Schätze an historischen Straßenbahnen auszustellen, von der aus dem Jahr 1885 stammenden von Pferden gezogenen Bahn der „Große Berliner Pferde Eisenbahn“ bis zu den im späten Orange/Weiß der BVB gehaltenen frühen Tatra-Trams vom Typ KT4 aus den 70er Jahren, mit an Bord der heute von vielen arg vermisste Fahrscheinautomat aus DDR-Zeiten.
Neben den für den Personennahverkehr genutzten Bahnen wurden auch einige als Arbeitswagen eingesetzte Oldtimer sowie ein Schienenkran ausgestellt, des weiteren zeigte man auch zwei noch vor der Restauration stehenden Bahnen.
Fragen Wissbegieriger, wurden von sich bereits im Ruhestand befindlichen Straßenbahnfahrern beantwortet, die selbst noch mit den alten Trams im Regelbetrieb tätig waren.
Es gab auch das Angebot, eine Fahrt mit einer der alten historischen Straßenbahnen zu unternehmen. Für 2,- €, ermäßigt 1,- € konnte man bei einer kurzen Fahrt dem Straßenbahnfahrer in seiner historischen Dienstuniform über die Schulter sehen. Als Ziel wurden abwechselnd die Endhaltestelle Wendenschloß oder die Altstadt von Köpenick angesteuert.
Wer wollte, konnte sich mit Souvenir`s wie Postkarten mit Motiven historischer Fahrzeuge und anderem eindecken.
Auch fürs leibliche Wohl war gesorgt, es gab je einen Grill- und Getränkestand, verhungern oder verdursten musste niemand.
Ich hatte meinen Spaß in den alten vorbildlich restaurierten Bauten und so ging es wohl auch den anderen Besuchern.
Wer sich jetzt ärgert, das ganze verpasst zu haben, der sei getröstet. Den „Tag des offenen Denkmals“ gibt es auch im nächsten Jahr.
von R.L.
Wegbeschreibung
Haltestelle Tram 62 Betriebshof Köpenicker
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