Industriesalon - Schöneweide

Reise durch die Industriegeschichte des 20. Jahrhunderts

Jetzt, da sich der Sommer seinem Ende entgegen neigt, besuche ich die Orte in Treptow - Köpenick, die ich mir für die regnerischen kühleren Tage aufgespart hatte. Ein solcher Ort auf meinem noch offenen Wunschzettel ist der Industriesalon - Schöneweide, der eine Ausstellung über die industrielle Geschichte Oberschöneweide`s von der Kaiserzeit, über die Weimarer Republik, den dunklen Jahren des „tausendjährigen Reiches“, der Nachkriegszeit und den Jahren der DDR bietet, bis zum recht unrühmlichen Finale der Wendezeit. Die Existenz dieser Heimstatt der ehemaligen Hochtechnologie erfuhr ich durch einen Kollegen, der die Ausstellung bereits vor einiger Zeit besuchte und der mir mit großer Begeisterung von ihr erzählte. Ich selbst war bereits einige Male knapp am Industriesalon vorbeigelaufen, ohne ihn zu bemerken, denn er liegt leicht versteckt am Ende der Reinbeckstraße 9, eine kurze Sackgasse nahe der Tram-Haltestelle Firlstraße in der Wilhelminenhofstraße. Gezeigt werden auf zwei Ebenen überwiegend Exponate der vor Ort dominierenden Elektroindustrie, die zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in Oberschöneweide ein frühes Zentrum der noch jungen Industrie bildeten - sozusagen ein Vorläufer des heutigen Silicon Valley in Kalifornien, mit einer ehemals durchaus vergleichbaren Bedeutung. Zu sehen sind elektronische Bauteile, vor allem Röhren für die Funk- und Fernsehtechnik aus dem Hause „Funkwerk Köpenick“, sowie ein Querschnitt der Radio- und Fernsehtechnik aus der DDR-Produktion, Studiotechnik, ein Richtfunksender, der seinen Dienst auf dem Fernsehturm am Alexanderplatz versah, sowie ein Radio- und Fernsehsender, der auf dem Brocken stationiert war. Ein besonderer Leckerbissen ist ein Störsender der gegen den im damals offiziellen Sprachgebrauch als „imperialistischen Westberliner Hetzsender" betitelten RIAS eingesetzt wurde. Gezeigt werden auch komplette ehemalige Arbeitsplätze, die mit den damaligen Werkzeugen und Arbeitsmaterialien versehen sind. Über die Geschichte und Entwicklung der einst ansässigen Betriebe wird ausführlich auf Schautafeln informiert. Wer sich für Technik interessiert, der fühlt sich hier wie im Paradies und ist nur schwer von seiner eventuell weniger begeisterten Begleitung zum Verlassen der Ausstellung zu bewegen. Wer will, kann auch eine Führung buchen, die in mehreren Sprachen wie Englisch, Spanisch, Polnisch und Russisch angeboten wird. Ich habe jedenfalls eineinhalb informative Stunden erlebt, die ich bei Gelegenheit mit interessierter Begleitung wiederholen werde.
www.industriesalon.de

von R.L.

Wegbeschreibung
Tram: 27, 60, 67 Haltestelle Firlstraße