Der erste richtige Frühlingstag ist da!
Die Luft ist mild, der Himmel von einem sanften, noch schüchternen Blau, und es riecht nach Frühling: dieser warme, lebendige und unverwechselbare Geruch, mit dem die Natur neues Wachstum ankündigt.
Und so wie jedes Jahr mache ich mich auf den Weg zum Görlitzer Ufer.
Mein Rad bekommt auch seine Frühlingsluft, und dann fahre ich am Paul-Lincke-Ufer hinunter bis ganz ans Ende und bin nach zwanzig gemütlichen Minuten am Görlitzer Ufer, dort wo der Landwehrkanal einen großen Bogen hinein nach Kreuzberg macht.
Hier an seiner breitesten Stelle ist der Verkehrslärm genügend weit weg und ich suche mir ein Plätzchen zum Duseln.
Nach dem Winter ist man doch ziemlich leer – wie die Fahrradreifen im Keller.
Es muss wieder Luft hinein!
Die besten Ideen kommen mir, wenn ich auf's Wasser schaue. Bilder und Gedanken fließen vorbei und füllen mein inneres Gefäß, aus dem ich immer bei Bedarf schöpfen kann.
Und so sitze ich hier Stunde um Stunde, atme den Frühling ein, fotografiere die ersten Krokusse und entferne den ersten Käfer, der mir ins Auge geflogen ist.
So, wie jedes Jahr.
von Karl Klar
Karl Klar (geboren in Ostwestfalen) macht Gemälde, Zeichnungen und Medienkunst.
Auf der Suche nach neuen Methoden zur "Lektüre der Stadt" konzentriert er sich auf die Idee des "öffentlichen Raums": Der nicht-private Raum, der immer dann privat wird, wenn er als Lieblingsort erkoren wird. Karl Klar lebt und arbeitet derzeit in Berlin-Kreuzberg.
Wegbeschreibung
U1 Görlitzer Bahnhof
Die Wiener Straße bis zum Ende gehen und dann rechts - etwa 15 min. Fußweg
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