Die Ausgang des 19. Jahrhundert rasant anwachsende Bevölkerungszahl in Berlin verlangte nach neuen Flächen für würdevolle Bestattungen. Auf innerstädtischen Friedhöfen waren Begräbnisse nicht mehr möglich. Drei Berliner Kirchgemeinden – Zion, Gethsemane und Frieden-Himmelfahrt erwarben Gelände an der heutigen Dietzgenstraße und ließen im Stil der Zeit sogenannte Allee-Quartier-Friedhöfe anlegen. Es entstanden schnurgerade Alleen, von denen links und rechts große Gräberfelder abgehen. Jede Gemeinde hatte ihre eigene Friedhofskapelle und einen eigenen Zugang. Alles war mit roten Klinkersteinen gebaut.
Bereits in den 1920er Jahren setzte sich die Urnenbestattung durch. In heutiger Zeit finden viele Beisetzungen in einem sog. Friedwald statt. Flächen für Grablegungen werden nur noch wenige gebraucht. Zunehmend wird daher der Natur überlassen, alte Grabfelder wieder nach ihrem Gusto zu begrünen. Der Efeu darf sich ausbreiten, im Frühjahr der Blaustern auch auf Wegen blühen und mancher Sämling zu einem Baum heran wachsen, wo vorher keiner stand.
Im Herbst leuchten vor allem die alten Laubbäume an den Alleerändern in buntester Farbenpracht. Im Frühjahr dankt die Vogelwelt den Wildwuchs auf den einst durch Menschenhand gepflegten Flächen mit zahlreicher Nachkommenschaft.
Noch aber findet man auf dem Gelände gußeiserne Grabumrandungen, die für eine frühere Begräbniskultur stehen und den Übergang vom Leben zum Tod symbolisieren – u.a. abgebrochene Säulen und kunstvoll geschmiedete Mohnkapseln oder Lilienblüten.
von Sigbjoernsen, Hannelore -sig-
Redakteur
Wegbeschreibung
Bus 107, 124; Ausstieg: Zionsfriedhof
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