Villa Skupin

Das Studio Bildende Kunst, zu jeder Zeit ein schönes Ausflugsziel

Ich hatte schon immer in meiner Kindheit einen Bezug zur Geschichte, egal zu welcher Epoche oder zu welchem Jahrhundert. Mit dem Projekt „Lieblingsorte in Berlin – Lichtenberg“ fallen manchen Personen vielleicht ganz viele Orte ein. Sie sehen hier unseren Veranstaltungsort, die Villa Skupin, in einer Gegenüberstellung von heute zu den 1930er Jahren. Kaum wieder zu erkennen: Die Gegend und ihre Straßenführung ist völlig verändert, Straßen sind verschwunden, bzw. existieren nur noch als Relikte am Rande des Wohngebietes, in dem wir uns befinden. Was geblieben ist, ist die Villa inmitten dieses Wohngebietes, die alte Villa Skupin in der John-Sieg-Straße 13.
Mit der katholischen Mauritiuskirche bildet die Villa einen deutlichen Kontrast zur Umgebung. Beide Gebäude sind fast die einzigen erhaltenen alten Gebäude, die aus der Zeit des Jugendstils geblieben sind. Das restliche Gebiet ist geprägt von Plattenbauten an der Grenze zwischen Lichtenberg zu Friedrichshain.
Paul Skupin wurde am 21. September 1888 geboren und war ab 1914 als Fleischer tätig in seiner eigenen „Fleisch- und Konservenfabrik“ in Berlin-Lichtenberg, Tasdorfer Straße 9, tätig. Ab 1925 ist er im Berliner Adressbuch als Eigentümer des Grundstücks eingetragen und ab 1926 wurde die Fleisch- und Wurstwarenfabrik von Herrn Skupin in der Tasdorfer Straße 9, Berlin-Lichtenberg verzeichnet.
Der Fleischermeister Paul Skupin, welcher in der Kronprinzenstraße 20a wohnte (jetzt Jessnerstraße, im heutigen Stadtbezirk Friedrichshain), hatte etwa im Jahr 1924 das Grundstück Tasdorfer Straße 9 erworben. Die denkmalgeschützte Villa Skupin wurde 1924 für den Fleischfabrikanten Paul Skupin errichtet und darüber hinaus hatte er das Grundstück in der Wartenberger Straße 64 mit 655 m² als Garagengrundstück ebenfalls erworben.
Die Fabrik selbst mit einer Grundfläche von 196,45 m² war voll unterkellert, und hatte Erdgeschoss und drei Obergeschosse. Die Etagen waren das ganze durch einen Lastenfahrstuhl verbunden. Der Hof war zum größten Teil unterkellert, in dem sich die Kühlmaschinen und Kühlräume befanden.
Auf dem Fabrikgrundstück von 711 m² ließ Paul Skupin auch sein Wohnhaus errichten.
Das angrenzende Einfamilienhaus auf dem Grundstück war und ist ebenfalls noch unterkellert. Darin befindet sich eine Niederdruckkesselanlage, sowie eine Wasseraufbereitungsanlage sowie ehemalige Umkleideräume für die damalige Belegschaft.
Die Entwürfe für das Haus und die Fabrik stammen von dem am 28.12.1890 geborenen Architekten Franz Alcer, der damals in der Boxhagener Straße 18 wohnte und mit der Familie des Bauherrn Paul Skupin gut bekannt war. Sein Sohn Paul Skupin, geboren am 15. Dezember 1915, hatte in der Fabrik in der Zeit von 1931 bis 1934 ebenfalls das Fleischerhandwerk erlernt. Sein Vater hatte ihm darüber am 06.03.1934 ein Zeugnis ausgestellt. 1955 übernimmt Paul Skupin junior als Pächter die Firma seines Vaters und führt das Gewerbe „als Pächter unter der Firma Paul Skupin“ weiter. Ab 1963 bis 1972 befanden sich im Haus drei Betriebs-Wohnungen für die Mitarbeiter des VEB Fleischkombinats Berlin. Nach Auskunft von Zeitzeugen wurde ausgelost, wer welche Wohnung bekam.
“Wenn sie rein kamen, war links das Waschbecken, ja und das war weißer Marmor, dann grade zu… war ein wunderschönes bleiverglastes Fenster, und rechts war die Badewanne, die war wie in einem Bogen so rein gebaut.“ (Zitat: von wem???? )
Fotos davon existieren nicht! Wo die Ausstattung geblieben ist, ist auch nicht bekannt. Mit Beginn des Neubaugebietes mussten die Mieter das Haus verlassen. Was die Fabrik betraf, erzählte eine Zeitzeugin, Frau Prätorius: „Also ganz zuletzt als wir (1972) raus sind, wurde hier nur noch Wild verarbeitet, ja da brachten Sie da die Tiere. Die lagen dann auf dem Hof, konnte ich ja von dem einen Küchenfenster aus sehen, ja aber Beschäftigte waren dann auch schon weniger“. Das weitere Schicksal des Hauses war zwischenzeitlich offen. Gerne wollte die St. Mauritiuskirche das folglich abgerissene Gemeindehaus haben - für einen Kindergarten - aber daraus wurde leider nichts. Ab 1975 begann dann eine neue Ära des Hauses. Ein Büroraum und die Kellerräume des Hauses wurden dem „Studio Bildende Kunst“ zugesprochen. und 1976 wurde die erste Ausstellung bildender Kunst eröffnet. Das Studio kann rückblickend vom Jahr 2011 auf 35 erfolgreiche Jahre als Kommunale Galerie zurückblicken. Erste dringende Instandsetzungen wurden in eigener Regie durchgeführt.
Schauen Sie doch einfach mal in der Villa-Skupin vorbei und erkundigen Sie sich nach den einzelnen Terminen. Per Internet können Sie einfach mit dem Studio Bildende Kunst in Kontakt treten und mehr erfahren.

von TLL
Team Lieblingsorte Lichtenberg

Wegbeschreibung
U 5 vom Alexanderplatz in Richtung Hönow bis Station Frankfurter Allee (in Fahrtrichtung aussteigen). Dort befindet sich ein Plattenbau, bitte durch den Durchgang gehen. Sie treffen auf ein Einkaufscenter, dort hindurchgehen. Gegenüber befindet sich die Mauritiuskirche und schräg gegenüber befindet sich die Villa Skupin