Pizzabäcker am Schlesischen Tor und der danebenliegende orientalische Imbiß

Hungrige Leute in Berlin V, Einseitige Ernährung mit Pizza Funghi und ein weiter Weg, um zu einer türkischen Linsensuppe zu kommen

Ich bitte darum, das hier alles nicht so bierernst zu nehmen.
Im nachfolgenden Text geht es nicht nur um solche kulinarische Highlights wie Pizza Funghi, sondern unter anderm auch um Bauarbeiter ohne Angst vor cholesterinreicher Ernährung, um kleine, dicke, braungebrutzelte Wendeverlierer, nicht sehr vertrauenserweckende Gestalten im Park, Linsensuppenjunkies, Bockwurst für nur 1€, schlechtgelaunte Verkäufer, die Latte Macciatomisere in Berlin, um Kartoffelpuffer, die entgegen aller Vermutungen doch Kartoffeln enthielten und darum, wie die Protagonistin hofft, mit guten Taten ihre Schutzengel günstig zu stimmen.


Die kulinarische Reise hat 10 Etappen, beginnt bei der alten Freibank an der Landsberger und endet am S - Bahnhof Warschauer. Es geht nur um das Thema Nummer 1, nämlich Essen in Berlin.

Was führt mich nun zum Schlesischen Tor. Das ist zum einen der Pizzabäcker, gleich gegenüber dem S-Bahnhof. Meiner Meinung nach gibt es dort die beste Pizza weit und breit. Ich weiß aber nicht, was sie da anders machen als woanders, aber die Pizza schmeckt einfach grandios. Als ich mal für eine Weile in Kreuzberg gearbeitet habe, kam ich an dem Laden nicht vorbei und habe ich mir fast jeden Tag so ein Teil gegönnt. Ich bevorzuge Pizza Funghi, das hat der Pizzabäcker mit der Zeit schon gewußt. Ich habe sie heißhungrig dann immer in einem ziemlich abgerockten kleinen Park gleich in der Nähe verspeist, beäugt von nicht sehr vertrauenserweckenden Gestalten. Überhaupt bin ich als Friedrichshainerin mit Kreuzberg nie richtig klargekommen und habe mich da nie besonders wohl gefühlt. Ich glaube, das liegt daran, dass man irgendwie spürt, dass da zu viele Drogen im Umlauf sind.
Gleich neben dem Pizzabäcker ist ein Imbiß, in dem es tatsächlich sage und schreibe die echte türkische Linsensuppe gibt. Ich habe sie in der Nacht der Maueröffnung von einem netten Westberliner in einem Türkencafe spendiert gekriegt. Ich war zuerst skeptisch, aber seitdem bin ich regelrecht süchtig danach. Mit ein bißchen Chili und Zitrone angereichert und mit Fladenbrot zum Eintunken, Leute was gibt es besseres? Nach jahrelanger Suche bin ich auf das Geheimnis der Zubereitung gestoßen, man muß geschälte indische Linsen nehmen, die kurz kochen und dann mit einem Pürierstab pürieren, wenn man denn Lust dazu hat. Übrigens die Oberbaumbrücke ist nie von der Linsensuppe überquert worden, wenn Ihr Appetit darauf habt, müßt ihr Euch schon in den Westen begeben. Warum das so ist, weiß ich auch nicht. Dafür gibt es hier umso mehr Döner, den ich nicht mehr mag. Das erste halbe Jahr nach der Wende habe ich noch Döner gegessen, dann konnte ich ihn nicht mehr sehen.

von Tanja

Wegbeschreibung
Durchfuttern in Berlin
Für Fahrradfahrer mit Zeit
Die kulinarische Reise beginnt bei Nr. 1 an der ehemaligen Freibank Landsberger Allee Ecke Hausburgstraße (Erinnerung an hungrigere und schlankere Zeiten), dann wird die Landsberger links in Richtung SEZ runter gefahren, es wird links in die Petersburger eingebogen und auf der anderen Straßenseite befindet sich in der Petersburger 92 die Nr. 2 das Kiezcafe (als es noch in der Wühlischstraße war, habe ich dort 2001 gekocht). Dann geht es geradeaus über die Frankfurter, die Warschauer Straße runter bis zu Nr. 3 dem Bäcker in der Rewekaufhalle (der Latte ist hier noch schmackhaft und bezahlbar), man überquert die Warschauer Straße, geht auf der anderen Seite die Revaler runter, biegt rechts in die Modersohnstraße, überquert die Modersohnbrücke und dort ist Nr. 4 die Fleischerei Niemann (Bockwurst 1,20 €). Danach biegt man rechts in die Stralauer ein und überquert links die Oberbaumbrücke. Dann geht es die Skalitzer Straße geradeaus bis zum S- Bahnhof Schlesisches Tor zur Nr. 5 dem Pizzabäcker und dem Linsensuppenimbiss. Dann geht es geradeaus die Skalitzer runter bis zum Kotti, dort wird links abgebogen und den Kottbuser Damm bis zum Hermannplatz zu Nr. 6 (türkische Pasten und Deutsche Hausmannskost) hochgefahren. Bei Karstadt (Kartoffelpuffer) wird rechts in die Hasenheide eingebogen. Es geht geradeaus bis zum Mehringdamm am Südstern vorbei. Dort wird die Straße überquert. Von der anderen Straßenseite geht es rechts in die Yorkstraße ab. Dort befindet sich in der Yorckstraße 76 die Nr. 7, der Feinkostladen Landkost (Superbrötchen). Dann geht es wieder zum Mehringdamm zurück und man biegt links in Richtung Kreuzberg ein. Am Gitschiner Ufer wird rechts eingebogen und in Richtung Oberbaumbrücke gefahren. Vor dem Biosupermarkt auf der linken Seite der Skalitzer ist Station Nr. 8 (hungrige Straßenzeitungsverkäuferin). Dann geht es über die Oberbaumbrücke die Warschauer Straße runter bis zum Narvagelände, das sich rechterhand der Straße von der Kreuzung Stralauer Ecke Warschauer bis zum S- Bahnhof Warschauer Straße erstreckt. Dort ist Station Nr. 9 (ehemalige Narvakantine). Ein Stückchen weiter die Warschauer hoch befindet sich am S- Bahnhof Station Nr. 10 (dort war bis vor kurzem der Bratwurstimbiss Hahnfeld). Endstation