Fleischer an der Modersohnbrücke

Hungrige Leute in Berlin IV, Ein Glück, dass wir unsere Bauarbeiter noch haben.

Ich bitte darum, das hier alles nicht so bierernst zu nehmen. Im nachfolgenden Text geht es nicht nur um solche kulinarische Highlights wie Pizza Funghi, sondern unter anderm auch um Bauarbeiter ohne Angst vor cholesterinreicher Ernährung, um kleine, dicke, braungebrutzelte Wendeverlierer, nicht sehr vertrauenserweckende Gestalten im Park, Linsensuppenjunkies, Bockwurst für nur 1€, schlechtgelaunte Verkäufer, die Latte Macciatomisere in Berlin, Kartoffelpuffer, die entgegen aller Vermutungen doch Kartoffeln enthielten und darum, wie die Protagonistin hofft, mit guten Taten ihre Schutzengel günstig zu stimmen.

Die kulinarische Reise beginnt bei der alten Freibank an der Landsberger und endet am S -Bahnhof Warschauer. Es dreht sich alles nur um Thema Nummer 1, nämlich das Essen.

Veganer würden jetzt die Straßenseite wechseln.
Wenn wir die Modersohnbrücke überquert haben, machen wir Station beim Fleischer Niemann. Warum? Weit und breit gibt es kaum noch Fleischerläden. Nach der Wende hat im Osten der große Fleischerladenschwund eingesetzt. Die Geiz- ist- Geil- Politik der Berliner hat vielen kleinen Fleischerläden, wo üblicherweise der Chef auf dem Totenbett noch die Geheimrezeptur für seine berühmte Leberwurst an den Sohn weitergab, den Garaus gemacht.
An mir hat das bestimmt nicht gelegen, ich habe solch einen Laden niemals ohne ein dickes Packet verlassen, das bin ich so von Zuhause her so gewohnt. Freitags bin ich immer mit meiner Mutter in die nächste kleine Stadt (war übrigens Triebsees im Norden, falls das jemand kennt) mit dem Bus zum Einkaufen gefahren, und dort haben wir uns beim Fleischer mit großen Mengen Wurst und Fleisch für die kommende Woche eingedeckt.
Eine Stütze des Geschäfts sind hungrige Bauarbeiter. Nach einem Tag harter Arbeit will man ein richtiges Stück Fleisch auf dem Teller haben und kein Tofuschnitzel. Außerdem gibt es in der Fleischerei Niemann die freundlichsten Verkäuferinnen der Welt. Sogar die Azubinen sind total nett. Ich denke mal, das liegt am Arbeitsklima. Normalerweise mögen mich Fleischverkäuferinnen nicht, warum auch immer.
Die heiße Bockwurst kostet dort sage und schreibe nur einen Euro und täglich wird ein solides Hausmannskostgericht angeboten.
Wenn ich früher auf dem Rückweg von meiner Arbeitsstelle in der Köpenicker Straße am Fleischer vorbeigekommen bin, habe ich dort fast täglich erstmal frischen Aufschnitt fürs Abendbrot gekauft.

von Tanja

Wegbeschreibung
Durchfuttern in Berlin
Für Fahrradfahrer mit Zeit
Die kulinarische Reise beginnt bei Nr. 1 an der ehemaligen Freibank Landsberger Allee Ecke Hausburgstraße (Erinnerung an hungrigere und schlankere Zeiten), dann wird die Landsberger links in Richtung SEZ runter gefahren, es wird links in die Petersburger eingebogen und auf der anderen Straßenseite befindet sich in der Petersburger 92 die Nr. 2 das Kiezcafe (als es noch in der Wühlischstraße war, habe ich dort 2001 gekocht). Dann geht es geradeaus über die Frankfurter, die Warschauer Straße runter bis zu Nr. 3 dem Bäcker in der Rewekaufhalle (der Latte ist hier noch schmackhaft und bezahlbar), man überquert die Warschauer Straße, geht auf der anderen Seite die Revaler runter, biegt rechts in die Modersohnstraße, überquert die Modersohnbrücke und dort ist Nr. 4 die Fleischerei Niemann (Bockwurst 1,20 €). Danach biegt man rechts in die Stralauer ein und überquert links die Oberbaumbrücke. Dann geht es die Skalitzer Straße geradeaus bis zum S- Bahnhof Schlesisches Tor zur Nr. 5 dem Pizzabäcker und dem Linsensuppenimbiss. Dann geht es geradeaus die Skalitzer runter bis zum Kotti, dort wird links abgebogen und den Kottbuser Damm bis zum Hermannplatz zu Nr. 6 (türkische Pasten und Deutsche Hausmannskost) hochgefahren. Bei Karstadt (Kartoffelpuffer) wird rechts in die Hasenheide eingebogen. Es geht geradeaus bis zum Mehringdamm am Südstern vorbei. Dort wird die Straße überquert. Von der anderen Straßenseite geht es rechts in die Yorkstraße ab. Dort befindet sich in der Yorckstraße 76 die Nr. 7, der Feinkostladen Landkost (Superbrötchen). Dann geht es wieder zum Mehringdamm zurück und man biegt links in Richtung Kreuzberg ein. Am Gitschiner Ufer wird rechts eingebogen und in Richtung Oberbaumbrücke gefahren. Vor dem Biosupermarkt auf der linken Seite der Skalitzer ist Station Nr. 8 (hungrige Straßenzeitungsverkäuferin). Dann geht es über die Oberbaumbrücke die Warschauer Straße runter bis zum Narvagelände, das sich rechterhand der Straße von der Kreuzung Stralauer Ecke Warschauer bis zum S- Bahnhof Warschauer Straße erstreckt. Dort ist Station Nr. 9 (ehemalige Narvakantine). Ein Stückchen weiter die Warschauer hoch befindet sich am S- Bahnhof Station Nr. 10 (dort war bis vor kurzem der Bratwurstimbiss Hahnfeld). Endstation