Rosengarten, Karl-Marx-Allee 103, Berlin-Friedrichshain

Ein Ort zum Verweilen

Auf dem Weg in Richtung Alexanderplatz kam ich am Rosengarten in der Karl-Marx-Allee 103, in Berlin-Friedrichshain, vorbei. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass es sich bei diesem Ort um einen Rosengarten handelt, obwohl ich schon seit Jahrzehnten in dieser Gegend wohne. Diesen Ort habe ich oft aufgesucht, wenn ich die Frankfurter Allee herunter schlenderte und mir dort eine verdiente Pause gönnte.
Das Rosarium, in den von Kurt W. Leuscht und Hanns Hopp projektierten Blöcken E und F, wurde an der Nordseite, zwischen Friedenstraße und Frankfurter Tor angelegt.
Ursprünglich sollte dort gar kein Park, sondern ein Kulturbau, ein Kino oder Restaurant entstehen.
Die Anlage ist Teil des denkmalgeschützten Ensembles beiderseits der Karl-Marx-Allee.
2015 wurde der Rosengarten von Auszubildenden der Bezirke Friedrichshain und Lichtenberg wieder instand gesetzt, vorher fristete er ein Schattendasein. Rabatteinfassungen wurden verlegt und Wege, Bänke, Pergola und Rasenflächen überarbeitet. Ab Oktober 2015 wurde das Areal mit Rosen und Stauden neu bepflanzt. Ich finde diesen Ort so angenehm zum Ausspannen, weil er nicht so dicht an der viel befahrenen Hauptstraße liegt, man sich auf den mit Pergolen überdachten Bänken ausruhen und sich den Anfang Juni blühenden Rosen, nach dem dieser Garten benannt ist, erfreuen kann. Man spürt buchstäblich, wie die Hektik des Alltags langsam in den Hintergrund und die Freude an der Natur in den Vordergrund tritt. Irgendetwas blüht hier zu jeder Zeit, von Frühjahr bis in den Herbst.
Das Rosarium ist auch sehr geschichtsträchtig.
Am 17. Juni 1953 war der Tag des Aufstands der Arbeitenden Schicht in der DDR. Im Rosengarten begann am 16. Juni 1953 der Widerstand der am Bau der Stalinbauten beteiligten Arbeiter gegen die von der SED-Führung verfügte Normerhöhung. Aus ihrem Protest entwickelte sich am folgenden Tag der Volksaufstand vom 17. Juni 1953, der sich auf die gesamte sowjetische Besatzungszone ausdehnte. Der Arbeiteraufstand wurde von der Sowjetarmee blutig niedergeschlagen, über 50 Menschen verloren ihr Leben. 2003 wurde zum 50. Jahrestag des Aufstands im Rosengarten eine Gedenktafel angebracht. Sie trägt die Inschrift:
„Wir wollen freie Menschen sein.“

von Peter PF
Ab 1980 Wohnhaft im Bezirk Friedrichshain und seit März 2017 im Projekt Lieblingsorte tätig.

Wegbeschreibung
U5, gegenüber U-Bahnstation Weberwiese